UNESCO und das Kulturerbe aus der Binnenperspektive
Der internationale Workshop “Inside the UNESCO Heritage Conventions: ethnographic and historiographic approaches” erkundete die Möglichkeiten interdisziplinärer Forschung zu den beiden bekanntesten Abkommen für das Kulturerbe
Am 23. und 24. Januar organisierten Aurélie Élisa Gfeller (The Graduate Institute, Geneva) und Christoph Brumann (MPI für ethnologische Forschung) den internationalen Workshop “Inside the UNESCO Heritage Conventions: ethnographic and historiographic approaches” am MPI. Dieser befasste sich mit den beiden populärsten UNESCO-Konventionen im Bereich des Kulturerbes, der Welterbekonvention von 1972 und der Konvention für das immaterielle Kulturerbe von 2003. Die eingeladenen Historiker, Geographen, Volkskundler und Ethnologen teilen einen methodischen Ansatz: Jenseits der offiziellen Dokumente und der Dynamiken bestimmter Kulturerbe-Stätten führen sie auch ethnographische und historische Forschung zu den zentralen Institutionen der beiden Konventionen durch und untersuchen dabei im Detail, wie Experten, Diplomaten und UNESCO-Bürokraten zu ihren Entscheidungen kommen.
Die Vorträge und Diskussionen befassten sich u.a. mit den Vor- und Nachteilen der gleichzeitigen Einnahme mehrerer Rolle, etwa wenn der Forscher auch als Vertreter eines Mitgliedsstaats oder einer Beraterorganisation agiert. Unterschiedliche fachliche Anforderungen an die Identifizierbarkeit und den Schutz von Individuen und Quellen wurden deutlich. Die Beiträge zeigten, dass Konzepte und Ideen auf ihrer Reisen über die verschiedenen Ebenen (von der globalen zur nationalen/lokalen und wieder zurück), Institutionen und Zeitabschnitte in vielfältiger Weise übersetzt und umgedeutet werden. Die Tagung machte offensichtlich, daß die institutionellen Arenen der beiden Konventionen nicht als „black boxes“ aufgefasst werden können und stattdessen der eingehenden Erforschung bedürfen. Eine Veröffentlichung der Tagungsbeiträge ist vorgesehen.
Workshop “Inside the UNESCO Heritage Conventions: ethnographic and historiographic approaches”