Jurist Dirk Hanschel wird Max-Planck-Fellow – Forschungsprojekt zu Umweltschutz als Menschenrecht
Prof. Dr. Dirk Hanschel, Lehrstuhl für Deutsches, Europäisches und Internationales Öffentliches Recht am Juristischen Bereich der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), ist von der Max-Planck-Gesellschaft in München für fünf Jahre zum Max-Planck-Fellow berufen worden. Verbunden damit ist eine Forschungsförderung von bis zu 500.000 Euro für das Programm „Environmental Rights in Cultural Context“, das Hanschel in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut (MPI) für ethnologische Forschung Halle ab Januar 2019 umsetzen wird.
Dirk Hanschel ist der erste Jurist der MLU, der als Max-Planck-Fellow gemeinsam mit dem MPI für ethnologische Forschung an einem Projekt arbeiten wird. Dieses ist stark interdisziplinär angelegt und untersucht die Schnittmenge von Umweltschutz und Menschenrechten, zum Beispiel die Frage, ob es ein Menschenrecht auf eine gesunde Umwelt gibt. „Es gibt Verfassungen wie die von Ecuador, in denen sogar festgehalten ist, dass auch die Natur selbst Rechte besitzt“, erklärt der Experte für internationales Recht und Rechtsvergleichung. „Das ist spannend, denn es wirft die Frage auf, welchen Inhalt solche Rechte haben und wer sich konkret auf sie berufen kann“, so Hanschel weiter.
Im Forschungsprojekt „Environmental Rights in Cultural Context“ sollen unter Leitung von Hanschel am MPI in Zusammenarbeit mit der Direktorin Prof. Dr. Marie-Claire Foblets bis zu drei Fallstudien durchgeführt werden. Dazu braucht es auch das Handwerkszeug der Ethnologie, denn es soll – zum Beispiel in einem Dorf im ecuadorianischen Amazonasgebiet – untersucht werden, wie sich Umweltveränderungen, etwa durch den Klimawandel oder die Gewinnung natürlicher Ressourcen, auf Menschen auswirken, deren gemeinsame Kultur unmittelbar von einer intakten natürlichen Umgebung abhängt. Daran schließt sich die juristische Frage an, inwieweit verfassungsrechtlich garantierte Umweltrechte hier einen besonderen Schutz bieten können und ob man sie als Menschenrechte bezeichnen kann. „Zusammengefasst geht es im Projekt um die Wechselwirkung zwischen empirischer Beobachtung und rechtsdogmatischer Analyse“, so Hanschel.
Dirk Hanschel, Jahrgang 1969, hat in Marburg, London und Heidelberg Rechtswissenschaft studiert und in Mannheim und in Adelaide (Australien) seinen Master of Comparative Law abgelegt. Sein zweites Juristisches Staatsexamen erwarb er in Rheinland-Pfalz. An der Universität Mannheim arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter und wurde mit einer Arbeit zu „Verhandlungslösungen im Umweltvölkerrecht“ promoviert. In seiner Habilitation, ebenfalls in Mannheim, untersuchte Hanschel 2010, wie der deutsche Bundesstaat im Vergleich zu den Vereinigten Staaten und der Schweiz seine Konflikte löst. Im Anschluss war der Jurist als Lehrstuhlvertreter an den Universitäten Trier, Münster, Göttingen, Würzburg und Hannover tätig. Von 2013 bis 2015 lehrte er als Reader an der Universität im schottischen Aberdeen. Seit 2015 ist Hanschel Lehrstuhlinhaber an der MLU.
Das Max-Planck-Fellow-Programm fördert die Zusammenarbeit von herausragenden Hochschullehrern mit Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft. Die Bestellung zu Max-Planck-Fellows ist auf fünf Jahre angelegt und zugleich mit der Leitung einer Arbeitsgruppe an einem Max-Planck-Institut verbunden. (Text: Manuela Bank-Zillmann)
Erforschung des globalen sozialen Wandels
Das Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung ist eines der weltweit führenden Forschungszentren auf dem Gebiet der Ethnologie (Sozialanthropologie). Es hat seine Arbeit 1999 mit den Gründungsdirektoren Prof. Dr. Chris Hann und Prof. Dr. Günther Schlee aufgenommen und 2001 seinen ständigen Sitz im Advokatenweg 36 bezogen. Mit Ernennung der Direktorin Prof. Dr. Marie-Claire Foblets im Jahre 2012 wurde das Institut um eine Abteilung zum Themenfeld ‚Recht & Ethnologie‘ erweitert. Forschungsleitend ist die vergleichende Untersuchung gegenwärtiger sozialer Wandlungsprozesse. Besonders auf diesem Gebiet leisten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Institutes einen wichtigen Beitrag zur ethnologischen Theoriebildung. Sie befassen sich darüber hinaus in ihren Projekten oft auch mit Fragestellungen und Themen, die im Mittelpunkt aktueller politischer Debatten stehen. Am Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung arbeiten gegenwärtig 175 Wissenschaftler aus über 30 Nationen. Darüber hinaus bietet das Institut zahlreichen Gastwissenschaftlern Raum und Gelegenheit zum wissenschaftlichen Austausch.
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