Queer Fractures: Community-Building among LGBTQIA+ in Urban Namibia

Unter dem Arbeitstitel „Queer Fractures: Community-Building among LGBTQIA+ in Urban Namibia“ [zu Deutsch: Queere Brüche: Gemeinschaftsbildung unter LGBTQIA+ im urbanen Namibia] bereite ich mich derzeit auf meine Feldforschung zwischen Mai 2025 und Mai 2026 vor. Aufbauend auf früheren Feldforschungen möchte ich in meiner Doktorarbeit sozioökonomische Brüche innerhalb von LGBTQIA+-Gemeinschaften in Namibia und ihre räumlichen Manifestationen in lokalen urbanen Landschaften untersuchen. Ich interessiere mich besonders für Aushandlungsprozesse der Zugehörigkeit und für Handlungen, die Geschlossenheit über die Fragmentierung hinweg schaffen sollen.

Als ein spezifischer Blickwinkel bietet the nearby [wortwörtlich: die Nähe] sowohl eine theoretische als auch eine praktische Linse, um sich meinen Forschungsfragen durch die alltäglichen räumlichen Erfahrungen meiner Forschungsteilnehmer*innen zu nähern. Obwohl das Konzept noch relativ offen ist, könnten Biao Xiang‘s Überlegungen helfen zu analysieren, wie LGBTQIA+ in Namibia alternative Formen der Nähe schaffen – durch gemeinsame Kämpfe, Unterstützungsnetzwerke und urbane Gemeinschaftspraktiken – selbst wenn strukturelle Kräfte sie auseinandertreiben. Anstatt sich auf die geografische Entfernung zu beschränken, könnte diese Nähe die relationale und soziale Nähe zwischen queeren Namibier*innen betonen, was sie für mein Projekt besonders nützlich macht.

Anthropologische Relevanz

Meine Forschung hat sowohl praktische als auch theoretische Relevanz und Signifikanz. Sie untersucht, wie Gemeinschaften unter schwierigen Bedingungen Solidarität aufbauen, und leistet gleichzeitig einen Beitrag zu breiteren Diskussionen über Raum, Ausgrenzung und Resilienz in der Sozialanthropologie. Durch die Verknüpfung von stadtanthropologischen Debatten über das ‚Recht auf Stadt‘, räumliche Gerechtigkeit und urbane Gemeingüter mit queer-anthropologischen Untersuchungen zur Marginalisierung und Gemeinschaftsbildung von sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten schlägt meine Forschung Brücken zwischen wichtigen disziplinären Diskursen.

Indem ich die Überschneidungen von Geschlecht, Sexualität, Ethnie und Klasse hervorhebe, wird meine Forschung unser Verständnis dafür vertiefen, wie Identitäten und soziale Zugehörigkeit in postkolonialen Gesellschaften wie Namibia konstruiert und ausgehandelt werden, wo das Erbe von Kolonialismus und Apartheid weiterhin die heutigen sozioökonomischen Strukturen und die politisch-rechtliche Landschaft prägt, die sich auf queere Gemeinschaften auswirken.

Meine Forschung wird sich außerdem zwangsläufig damit befassen, wie sich lokale queere Communities jetzt aufgrund des Rückzugs früherer großer Geldgeber wie USAID neu organisieren müssen, und spricht somit sehr aktuelle Entwicklungen an.

Während die Queer-Anthropologie in der anglophonen Wissenschaftslandschaft gut etabliert ist, bleibt sie in Deutschland weitgehend marginalisiert. Mit meiner Forschung möchte ich deshalb eine stärkere Auseinandersetzung mit queer-anthropologischen Fragen in der deutschen Wissenschaft fördern.

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